Montag, 14. Mai 2012

Wir sind nicht alleine, es gibt viele von uns!


Hallo zusammen.

Ich bin DeadSideOfLife. Ihr könnt mich Dead nennen.

Den Namen habe ich mir gegeben, weil ich diesen Blog über Themen schreiben möchte, die von anderen oft lieber tot geschwiegen werden.
Überhaupt kam ich erst auf die Idee mir hier einen Blog anzulegen, als ich auf Animexx einen Eintrag - den ich hier gleich rein kopieren werde, damit alle wissen, worum es geht - geschrieben habe und sehr viel Rückmeldung bekommen habe.

Ich hoffe, ich kann anderen Mut machen, indem ich meine Erfahrungen und Gedanken teile. Über Kommentare würde ich mich freuen. :)


_ _ _

Thema: Depression und Schulangst
                                                                          
Geschrieben am: in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai

Jetzt gibt es mal einen Weblogeintrag in der Art, wie ich eigentlich immer einen Blog haben wollte: Voll von meinen alltäglichen Problemen und Sorgen, meinen Gedanken, Subjektivität und ohne irgendwelche User-chans. Ausnahmsweise. Vielleicht sollte ich mir wirklich mal einen richtigen Blog anlegen, wo ich meinen Frust rauslassen kann und über mein beklagenswertes Leben... nun ja, klagen kann ;D
Falls ihr eine gute Seite kennt, die mich nicht überfordert (Ich und Technik - das gibt meist nichts), wäre es total liebenswürdig von euch, wenn ihr mir die mitteilt. :)(DeadSide: die Seite hab ich ja nun.)

Ich sitze jetzt hier schlichtweg, weil ich nicht schlafen kann, weil ich scheiße nervös bin, denn ab morgen... ab heute gehe ich wieder zur Schule.
Wieder, fragt ihr?
Das kann ich erklären.
Seit ungefähr (fast genau) drei Monaten bin ich nicht mehr zur Schule gegangen. Warum? Krank geschrieben. Warum krank geschrieben? Weil ich depressiv bin. Seit etwa zwei Jahren... Nein, falsch. Seit zwei Jahren suche ich verzweifelt Hilfe, aber eigentlich hat das Ganze angefangen als ich aufs Gymnasium kam, was also etwa - lasst mich rechnen... äh - sechs Jahre her ist.
Großartig, ich weiß.

Nebenanmerkung: Alle, die jetzt schon denken "Depression? Kann doch nicht so schlimm sein, reiß dich mal zusammen und jammer nicht!" bitte ich jetzt freundlich, zu gehen, den Rand zu halten oder sich sogar eines besseren belehren zu lassen, danke schön. Denn ich habe wahrlich genug von diesen netten Kommentaren erhalten. An forderster Front natürlich von Lehrern, denen es zuwider war, dass ich alle paar Tage krank war und gefehlt habe. Aber hallo? Denkt ihr, mir macht das Spaß? Denkt ihr, ich bin gerne krank? Denn ja, ich bin krank. Depression ist eine Krankheit. Okay?
Zu Anfang hab nicht mal ich das ernst genommen. Ich hab mich nur noch schlimmer gefühlt, weil ich dachte, dass die ja Recht haben. Ich hab nun mal keine sichtbaren, messbaren körperlichen Beschwerdern, man kann es nicht sehen! Ich hab kein gebrochenes Bein, nein, mein Geist ist kaputt. Und verdammt noch mal, liebe Umwelt, liebe Mitschüler, liebe Lehrer, liebe Familie, liebe alle, ihr seid nicht unschuldig, wenn jemand depressiv wird. Ihr seid natürlich auch nicht immer schuldig. Aber es hilft garantiert nichts, wenn ihr sagt: "Jammer nicht, anderen gehts schlechter! Du hast doch gar nichts!"
Denn ich kann euch sagen, es ist was. Und es ist nicht nichts.
Und ich bitte euch, nehmt Depressionen, ob bei euch, Freunden, Familie oder auch im Bekanntenkreis, ernst und spielt es nicht runter.
Depression ist eine Krankheit und zwar eine echt fiese, aus der man es alleine und aus eigener Kraft meist nicht rausschafft.
Sie hindert euch, euer Leben zu leben. Manchmal wacht ihr morgens auf und könnt nicht aufstehen. Ihr wollt tagelang weinen, aber keine einzige Träne will kommen. Ihr wollt mit jemande sprechen, aber traut euch nicht ans Telefon. Ihr isoliert euch von allen, zieht euch in euer Schneckenhaus zurück und irgendwann ist es wie im Exil.
Was bleibt euch da noch? Gesichtslose Internetbekanntschaften. Ich hab nichts dagegen. Echt nicht. Ich hab selbst manche Leute im Internet kennengelernt, die mir sozusagen das Leben gerettet haben. Wegen denen ich morgens/mittags/abends aufstehen kann, weil ich denke, dass es da draußen immer noch jemanden gibt, dem auffallen würde, wenn ich weg wäre. Zumindest im ersten Moment, bis ich dann vergessen werde.
Das hat mir wirklich geholfen, als ich letzten Sommer in meiner Tiefphase steckte. Und mit Tief meine ich bodenlos. Dunkel. Wie ein schwarzes Loch oder ein Dementor, der all das Glück aus dir heraussaugt und nur eine leere Hülle zurücklässt.

Aber keine Sorge, ich bin mittlerweile sehr viel lebensfroher geworden. Ich will nicht aufgeben. Niemals.
Ich weiß, mein Leben ist an einem echt wichtigen Punkt zusammengebrochen, was Schule, Ausbildung und damit auch späteres Berufsleben anbetrifft.
Aber ich glaube daran, dass ich es langsam aber sich wieder in gute Bahnen lenken kann. Zumindest hoffe ich es.

Ich bin etwas abgeschweift. Damit wollte ich nur mal allen Skeptikern deutlich machen, dass ihr Depression, Burn-Out, etc. genauso wie körperliche Krankheiten betrachten solltet. Alle müssen behandelt werden, sonst wird es meist nur schlimmer.
Und sehr labilen Menschen kann ein Kommentar á la "Stell dich nicht so an, du hast doch nichts!" den Rest geben. Also, das meinte ich mit "Rand halten".
Nebenanmerkung Ende.

Jedenfalls hab ich vor etwa zwei Jahren meiner Mutter dann gesagt, dass ich psychologische Hilfe will. Sie war zwar verwundert, weil sie anscheinend echt keine Ahnung hatte, dass mit mir was nicht stimmte, aber sie hat dann über meine damalige Hausärztin eine Kinder- und Jungendpsychologin/-psychiaterin ausfindig gemacht. Und zu der sind wir auch hingegangen.
Urgh.
Ich hab wertvolle Monate dort vertrödelt, bis alle Tests gemacht wurden (IQ-Test und andere, um den Patienten einschätzen zu können, aber die Termine waren so gelegt, dass wirklich Monate drauf gegangen sind. An sich dauert es sowieso mindestens zwei Monate bis mal überhaupt mal einen Kennenlerntermin kriegt - ja, damit hab ich Erfahrung). Daraufhin wurde ich dann in eine Gruppentherapie gesteckt, die NICHTS bewirkt hat, es vielleicht sogar schlimmer gemacht hat, weil da zum Teil wirklich schlimme Fälle dabei waren, die auch wirklich Gründe hatten, depressiv zu sein. Also, so richtig richtig. Würde ich nicht unter sowas wie Schweigepflicht stehen, würde ich jetzt Beispiele nennen, aber so...
Da hats dann angefangen, dass ich mir Vorwürfe gemacht habe, dass es mir doch gut gehen müsste, weshalb ich mich immer mehr angestrengt habe, genauso zu sein, wie die anderen in der Schule und letztlich komplett versagt habe.
Ich hab etwa viermal den Doc gewechselt und momentan bin ich bei einer Psychologin, die nett ist und mir jetzt hoffentlich endlich helfen kann. Drückt mir die Daumen ;)

Da die Psychologin aber keine Ärztin ist, die Atteste ausstellen kann, musste eine von der Sorte auch noch her! Dringend, vor allem als ich dann letzenendes gar nicht mehr zur Schule konnte (diese Schule hat mich zerstört - es gab sicher noch andere Faktoren, aber: Diese Schule hat mich zerstört. Und ich habe eine Scheißangst vor der Schule, ich hab eine Scheißangst!), denn meine Schule, vorne weg der beschissene Idiot von Oberstufenkoordinator (nichts gegen ihn, es ist nur sein Beruf und sein fehlendes Verständnis (was in der Branche sowieso niemand zu haben scheint!), das mich stört...), der meinte, mir/Mama Angst einjagen zu müssen, dass wir echt Probleme kriegen, ich keine Zukunft an der Schule habe, etc. Hab ich eh nicht. Ich geh da NIEMALS wieder zurück. Als würde ich mich freiwillig in flüssige Lava stürzen, pff - das wäre mir sogar lieber.
Zum Glück haben wir eine total nette und echt hilfsbereite Psychiaterin gefunden, die mir meine Fehlzeit attestiert hat. Zusammen mir ihr haben wir außerdem einen Platz in einer Tagesklinik beantragt und sie hat mich auf die Schule hingewiesen, zu der ich morgen... heute gehe.

Tagesklinik: Du gehst morgens um acht Uhr hin, hast da zwei, drei Stunden Schule, bist in einer Gruppe, wirst von Psychologen, Erziehern und so betreut und kannst abends wieder nach Hause gehen.
Das ist mir sehr viel lieber als eine stationäre Behandlung, wo die mich da behalten würden... Ich sollte dahin, aber ich hab mich geweigert, es war so gruselig...

Und nun zu der Schule, wegen der ich mich so nervös mache... Es ist eine Schule für Leute, die ihre Heimatschule im Moment nicht besuchen können, aber trotzdem schulpflichtig sind. Die werden dann dort untergebracht, bis sie wieder auf eine reguläre Schule gehen können.
Wie ich es verstanden habe, gibt es dort verschiedene Gruppen. Körperliche Krankheiten, sowie psychische. Die Gruppen sind recht klein (höchstens 7 Schüler oder so) und die Stundenanzahl wird ebenfalls sehr gering gehalten - morgen hab ich zwei(!) Stunden.
Aber ich bin so nervös, ich glaub, ich muss kotzen. Ich hab Herzrasen und überhaupt... Ich musste das einfach mal loswerden. Vor allem dachte ich: "Wenn ich in meiner Lage mal so einen Beitrag gefunden hätte, hätte mir das sehr geholfen, dann hätte ich gesehen, dass ich nicht alleine in der Scheiße stecke und dass es anderen auch so geht!"
Von daher, will ich euch sagen, falls es euch so oder ähnlich geht, gebt nicht auf. Ihr seid nicht alleine. Wir machen die Scheiße alle durch, aber wenn du lange genug durchhälst, packst du's vielleicht irgendwann wieder. Das Leben ist zu schön, um aufzugeben. Und lasst euch von Spacken und Lehrern - vor allem von Lehrern! - nicht euer Ich kaputt machen!!!
Jeder ist es wert, dass man ihm Verständnis entgegenbringt. Und jeder hat eine helfende Hand verdient. Mindestens eine!


So. Ich denke, jetzt ist es spät genug, dass ich schlafen kann.
Falls das hier tatsächlich wer gelesen hat und wissen will, wie der Schultag lief, kann er mich gerne anschreiben - falls es sogar mehrere oder so wissen wollen, schreib ich vielleicht noch einen kurzen Blog darüber. (DeadSide: wie man hieran sieht.)
Und wenn jemand vielleicht eine Frage zu Depression oder so hat, kann er mir die auch stellen und ich werde versuchen, sie so gut ich kann, zu beantworten. Hab ja mittlerweile Erfahrung gesammelt. Auch wenn jemand nur ein wenig quatschen will, ich bin ein guter Kummerkasten, hab ich mir sagen lassen. Irgendwo müsst ihr es ja eh rauslassen. Zögert nicht euch in Kommentaren und/oder ENS'n darüber auszulassen, wie beschissen euer Leben ist, denn wenn ihr es so empfindet, ist das Grund genug, mal Dampf abzulassen.

_ _ _

Daraufhin haben sich viele Leute bei mir in Kommentaren und Privatnachrichten gemeldet und waren interessiert, wie es mir in der Schule ergangen ist, woraufhin ich mich entschieden habe, ein Blog-Tagebuch mit meinen Erfahrungen zu schreiben.
Und das ist das hier. :)

Also, wer interessiert ist, darf den Blog gerne verfolgen.

Ich freu mich schon ;)

Grüße, DeadSide.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen